Auftanken für die Seele: Waldbaden

Dass ein Spaziergang durch den Wald gut tut, haben bereits viele Menschen erlebt. Internationale Studien belegen nun die positiven Effekte des Aufenthaltes im Wald – und der japanische Trend des Shinrin yoku (Waldbadens) setzt genau das um.

Jeder kennt den Begriff Sonnenbaden oder Strandbaden – beide sind eng verbunden mit Urlaub, Entspannung und Wohlgefühl. In beiden Fällen muss man sich nicht unbedingt ins Wasser begeben, um beispielsweise die positiven Wirkungen der Sonne oder des Seeklimas zu nutzen, sondern es geht darum Sonne „zu tanken“ oder das Seeklima auf sich wirken zu lassen und Ruhe und Energie zu tanken.

Kühle, klare Luft, dazu zwitschernde Vögel, raschelndes Laub, knirschendes Holz und ansonsten einfach nur die wunderbare Ruhe der Natur – kaum jemand, der einen Waldspaziergang nicht als wohltuend empfindet. Sobald man den sommerlichen Wald betritt und in das satte Grün der Bäume und Wiesen eintaucht, duftet es nach Blumen, Kräutern und dem feuchten Waldboden. Wenn dann noch im Hintergrund Bäche plätschern, Flüsse rauschen oder die Sonne einzelne Strahlen durch das dichte Blätterwerk schickt, breitet sich in jedem von uns ein wohliges Gefühl aus. Aber ein Waldspaziergang ist viel mehr als einfach nur angenehm!

Medizinische Wirksamkeit

Zahlreiche medizinische Untersuchungen haben sich in den vergangenen zehn Jahren mit den positiven Auswirkungen des Waldes auf unsere Gesundheit beschäftigt. Zwar sind noch nicht alle Gründe erforscht, aber die Fachleute sind sich einig: Herz, Immunsystem und Psyche werden durch einen Waldbesuch nachhaltig positiv beeinflusst. Japanische Forscher haben beispielsweise heraus gefunden, dass sowohl Stresshormonpegel als auch Puls von stark belasteten Menschen bei einem Waldspaziergang nachweislich sinken. Britische Forscher stellten fest, dass bereits nach einem Aufenthalt von nur 5 Minuten schon günstige Auswirkungen auf Atmung und Puls feststellbar sind. Weitere Studien beschäftigen sich mit den so genannten Phytonziden, pflanzeneigenen Wirkstoffen, die offenbar positiv auf das Immunsystem des Menschen wirken, wenn sie im Wald eingeatmet werden. Manche sprechen sogar von positiven Effekten auf Anti-Krebs-Proteine oder natürlichen Killerzellen.

Mehr als nur ein Trend

Fakt ist definitiv, dass die Ruhe, der Sauerstoffgehalt und die ätherischen Öle in der Waldluft uns einfach gut tun und dass das Licht- & Schattenspiel der Blätter eine beruhigende Wirkung auf uns hat. Daher ist es eigentlich kaum verwunderlich, dass nun das „Waldbaden“ als neuer Mega-Trend aus Japan zu uns kommt. Dort nennt sich dieser Therapie-Hit shinrin yoku oder forest bathing.

In Japan hat sich der Begriff “Waldbaden” etabliert und es werden sogar so genannte Outdoor-Kliniken eröffnet. Im Jahr 2006 wurde der erste Erholungswald in dem das Waldbaden angeboten wird, offiziell als Wald-Therapie-Zentrum anerkannt, mittlerweile gibt es mehrere solche Wälder in Japan. Ein Wald-Therapie-Zentrum dort bietet typischerweise Spazierwege, Gesundheitsprogramme und geführte Wanderungen. Wer möchte, kann sich auch direkt unter den Bäumen ärztlich untersuchen lassen.

Nun wird das Waldbaden auch in Amerika und Europa genauer erforscht und insbesondere die positiven Auswirkungen auf Stresspatienten untersucht.